Bis ins Heilige durften die auserwählten Priester Israels vordringen, um ihren heiligen Dienst zu verrichten, weiter aber kamen sie nicht. Der innere Vorhang trennte sie von dem Bereich, den Gott der Offenbarung Seiner Gegenwart vorbehalten hatte. Unter dem Gesetz war es dem Menschen nicht erlaubt, ins Allerheiligste vor den allmächtigen Gott zu treten.
Welche Ehrfurcht mag die Priester erfasst haben, wenn sie vor dem Vorhang am Räucheraltar standen! Mit welcher heiligen Ergriffenheit mag der Hohepriester am Versöhnungstag mit dem Opferblut den Vorhang gelüftet haben nur dieses eine Mal im Jahr durfte er es tun und ins Allerheiligste geschritten sein! Auch wir sollten jetzt nur mit Ehrfurcht den Blick in diesen Bereich tun, gleichsam die Schuhe von den Füßen ziehen, denn wir betreten heiligen Boden!
Für uns Gläubige des Neuen Testaments ist der Vorhang hinweg getan, wir dürfen freimütig in die Gegenwart Gottes treten.
2. Mose 25, 1022; 26, 3134; Römer 3, 24; Hebräer 10, 1922; I. Johannes 2, 12
Als der Mensch im Garten Eden gesündigt hatte, mußte Gott ihn aus Seiner Gegenwart vertreiben und den Eingang zum Garten durch Cherubim hüten lassen. Diese Trennung des heiligen Gottes von dem unheiligen, sündigen Menschengeschlecht war durch den Vorhang angedeutet, der das Volk Israel von der unmittelbaren Gegenwart Gottes ausschloß. Die Tatsache aber, daß es ein Vorhang war und keine Mauer oder Bretterwand wies auf die Möglichkeit hin, doch noch bis in die enge Gemeinschaft mit Gott vorzudringen. Einmal im Jahr wenigstens durfte schon ein Vertreter des Volkes mit dem Versöhnungsblut ins Allerheiligste eintreten.
Der Vorhang war aus feiner, gezwirnter Leinwand und wie die unterste Decke über dem Heiligtum mit eingewebten Cherubim in Blau, Purpur und Scharlach.
Das feine Leinen ist ein Schattenbild (Symbol) der Gerechtigkeit, hier der Gerechtigkeit Christi.
Er war völlig gerecht in allem Trachten und Handeln. „Du hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit" (Hebräer l, 9). „Welcher keine Sünde getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde gefunden"
(l. Petrus 2, 22). „Gezwirnt" (der Webfaden ist aus zwei Fäden gedreht) spricht hier von der Verbindung des Mensch- und Gottseins Jesu Christi. Er war völlig Mensch mit Wünschen und Gefühlen wie jeder andere. Doch Er war ebenso völlig Gott und besaß die Weisheit, Erkenntnis, Kraft und Heiligkeit Gottes.
So ist der Vorhang ein Schattenbild des Leibes Christi, wie auch Hebräer 10, 20 bestätigt, denn der Vers spricht von dem „neuen und lebendigen Weg durch den Vorhang, das ist durch sein Fleisch". Als Jesus starb, zerriss der Vorhang im Tempel (Matthäus 27, 51). (Hebräische Geschichts-schreiber behaupten, er sei etwa zehn Zentimeter dick und es wären zwei Paar Ochsen nötig gewesen, ihn zu zerreißen.) Er war nicht von Menschenhänden zerrissen worden, denn sie hätten's nicht vermocht, sie hätten ihn außerdem nur von unten nach oben durchreißen können. Er war aber von oben her zerrissen worden, und das zeigt, dass Gott es getan hatte.
Nun, seit der Vorhang „in zwei Stücke von obenan bis untenaus" zerrissen worden ist, hat jedermann durch Christus freien Zugang zum Gnadenthron zu Gott. Kein Hohepriester geht mehr für uns mit Ochsen- und Bocksblut ins Allerheiligste, um unsere Sünden zu versöhnen. Wir gehen selber hinein mit dem Blut Christi, „durch welchen wir im Glauben den Zugang haben zu dieser Gnade", nämlich den Frieden mit Gott.
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Als Gott Mose den Auftrag erteilte, ein Heiligtum zu bauen, und dazu im einzelnen die Anweisungen gab, begann Er mit dem Kernstück, der Bundeslade. Dann beschrieb Er, von innen nach außen fortschreitend, die übrigen Dinge. Gott entwickelt Seine Offenbarungen von sich zum Menschen hin. Er gab den Anstoß zur Erlösung und bahnte ihren Weg bis zum Menschen. Der Mensch, der Gott sucht, erkennt den Weg in der umgekehrten Richtung: von sich zu Gott hin. Zuerst erkennt er die Notwendigkeit der Buße und Bekehrung, dann dringt er schrittweise vor bis zu den tiefsten göttlichen Geheimnissen.
Die Bundeslade mit dem Gnadenthron stellt das Ziel der Erlösungsplans dar: die wiederhergestellte Gemeinschaft Gottes mit dem Menschen. Sie ist ein Schattenbild der Gegenwart Gottes unter Seinem Volk. Zwischen den beiden Cherubim über der Lade tat sich der allmächtige Gott kund.
„Dort will ich dir begegnen", hatte Gott Mose angekündigt, „zwischen den beiden Cherubim will ich mit dir... reden" (2. Mose 25, 22). Von hier aus stieg auch bei Tag die Wolken- und bei Nacht die Feuersäule über das Lager Israels empor.
Als Begegnungsort Gottes mit dem Menschen ist die Bundeslade ein Schattenbild Christi, in dem Gott gegenwärtig ist. „In Christus Jesus aber seid ihr jetzt, die ihr vormals ferne gewesen seid, nahe geworden..." (Epheser 2, 13). Sie zeigt uns Christus wieder als Mensch und Gott (Akazienholz mit Gold überzogen).
In Ihm ist Gott zum Menschen gekommen, und in Ihm darf der Mensch Gott begegnen.
Aus der Art des Gebrauchs der Bundeslade erkennen wir einige Parallelen zu dem Dienst, den Christus an Seiner Gemeinde tut.
Göttliche Führung. Als Israel vom Berg Sinai aufbrach, um die Wanderung nach Kanaan fortzusetzen, zog die Bundeslade vor ihnen her, „um ihnen zu zeigen, wo sie ruhen sollten" (4. Mose 10, 33). Von Christus, dem guten Hirten, heißt es im Gleichnis:
„Und wenn er alle die Seinen hat hinausgelassen, geht er vor ihnen hin, und die Schafe folgen ihm nach"
(Johannes 10, 4).
Göttlichen Beistand. Als Israel vor dem Problem stand, auf Gottes Verheißung hin bei Hochwasser den Jordan zu durchschreiten, gingen in dieser Schwierigkeit die Priester mit der Bundeslade voran. Sobald sie den Fuß ins Wasser setzten, blieb das Wasser oberhalb im Fluss stehen. Die Priester schritten mit der Lade bis zur Mitte des Flusses und blieben dort, bis das ganze Volk trockenen Fußes hinübergegangen war. Das zeigt uns, wie Christus uns auf allen Glaubenswegen vorangeht und mitten in der Prüfung so lange bei uns bleibt, bis wir hindurch sind. Zugleich mit dem Befehl, im Glauben zu gehen und das Evangelium zu verkündigen, hat Er verheißen: „Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende" (Matthäus 28, 20).
Göttlichen Sieg. Bei Jericho wurde dem Volk Israel Sieg gegeben über die uneinnehmbar erscheinende Sündenstadt. Als die Bundeslade um die Stadt geführt wurde und das Volk nach Gottes Befehl handelte, fielen die Mauern ein. In Christus haben wir den Sieg über Sünde, Satan und Welt. „Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus"
(l. Korinther 15, 57).
Unser Herr Jesus Christus geht vor uns her auf dem Weg ins himmlische Kanaan. Er steht uns in allen Nöten bei und gibt uns den Sieg. Wir brauchen Ihm nur zu folgen, so werden wir das Ziel erreichen.
Nicht weniger bedeutend ist, was in der Bundeslade aufbewahrt wurde (Hebräer 9, 4); Die beiden Gesetzestafeln, ein goldener Krug mit Manna und Aarons Stab, der geblüht und Frucht getragen hatte.
Die erste Ausfertigung der Gesetzestafeln, auf die Gott die Zehn Gebote geschrieben hatte, waren von Mose zerbrochen worden, weil das Volk das Gesetz bereits gebrochen hatte. Diese zweite Ausfertigung in der Bundeslade, die unversehrt (5. Mose 10, 5) war, ist ein Schattenbild Christi als dessen, der durch völligen Gehorsam und völlige Liebe das Gesetz erfüllt hat (siehe Römer 13, 10; Hebräer 4, 15).
Das Manna, das Mose auf Gottes Anordnung in einem goldenen Krug in die Lade stellte (2. Mose 16, 3334), zeigt Christus als das Lebensbrot. Es bedeutete Gottes wundersame Versorgung Israels während der Wüstenwanderung. Die göttliche Versorgung des neutestamentlichen Gottesvolkes, die bis in die Ewigkeit reicht, ist Jesus Christus, das Brot des Lebens. Er sagte den Juden: „Eure Väter haben das Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben... Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, das ich geben werde, das ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt" (Johannes 6, 49 und 51).
Manna, das Schattenbild, unterhielt nur das irdische Leben. Christus aber, das wirkliche Brot vom Himmel, gibt und nährt und unterhält das ewige Leben, das wir jetzt schon haben und das in der Ewigkeit offenbar werden wird.
Aarons Stab, der blühte und Frucht trug (siehe 4. Mose 17, 16 ff.), ist ein Schattenbild der göttlichen Kraft und Vollmacht Jesu Christi.
In den Händen Aarons und Moses war er ein Zeichen der göttlichen Vollmacht, als er ausgereckt wurde, um die Plagen über Ägypten zu bringen und um einen Weg durch das Rote Meer zu bahnen. Mose schlug mit ihm den Felsen, und es quoll Wasser heraus. In seiner Hand erhoben, war er ein Zeichen des Sieges über Amalek. Doch die größte Offenbarung der göttlichen Kraft geschah durch ihn, als die Rotte Korah sich gegen Mose und Aaron empört hatte. Um Seine beiden Knechte zu rechtfertigen und ihr Amt zu bestätigen, ließ Gott diesen dürren Stab über Nacht grünen, blühen und Mandeln ausreifen. So ist er ein Bild für die Kraft des Heiligen Geistes, der aus Toten neues Leben hervorbringt, ein Schattenbild der Auferstehung Christi, der wiederum unsere Auferstehung ist und uns vom Tode zum Leben verholfen hat.
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2. Mose 25, 1718 und 2021
War an der Bundeslade noch das Akazienholz der menschlichen Natur, so war der Gnadenthron ganz aus feinem Gold gemacht.
Die Gnade kommt von Gott, und der Mensch hat nur so viel damit zu tun, dass er sie als Geschenk annehmen darf. Auf dem Gnadenthron standen, aus solidem Gold getrieben, zwei Cherubim. Dies war der Thron Gottes unter Seinem Volk, der Offenbarungsort Seiner Gegenwart. In Psalm 80, l heißt es: „Du thronst über den Cherubim."
Die Frommen des Alten Testaments begriffen schon, dass der Gnadenthron auf einen anderen Thron hinwies. David sang: „Der Herr ist in seinem heiligen Tempel, des Herrn Thron ist im Himmel" (Psalm 11, 4).
Die beiden Cherubim, ein Bild der richtenden Gerechtigkeit Gottes, blickten auf den Gnadenthron herab, der das gebrochene Gesetz bedeckte. In den Originalsprachen werden für den Gnadenthron Ausdrücke gebraucht, die seinen Zweck genauer bezeichnen. Das hebräische Wort bedeutet „Bedeckung", das griechische „Sühne". (In Römer 3, 25 des revidierten Luthertextes heißt es „Sühnopfer", in der Konkordanten Wiedergabe „Sühne-[deckel]", in der Bruns-übersetzung „Sühnung".) Der Gnadenthron bedeckte in der Tat das Gesetz, das gebrochen worden war, und wurde einmal im Jahr am großen Versöhnungstag mit dem Blut des Sünd- und Sühnopfers entsühnt. So sah Gott, durch die Cherubim dargestellt, nicht mehr den Bruch des Gesetzes, sondern das sühnende Blut der Versöhnung. Darum konnte Er Gnade vor Recht ergehen lassen, und so kam der Gnadenthron zu seinem Namen.
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